Ja der Verstand, wer hat ihn noch nie verflucht! Er repräsentiert die gegenwärtige Grenze unserer Bewusstheitskapazität. Es ist ein mentales, konzeptualisierendes Feld, das grundlegend auf dem visuellen Sinn (und den Drüsentätigkeiten) basiert.

Der Verstand kann ein unglaubliches Werkzeug der Forschung und der Kommunikation sein. Doch aufgepasst: Man kann sich nicht so sehr auf ihn verlassen, wie wir das immer glauben.

Wir alle werden dazu erzogen (in der Schule, Uni, Lehre, von den Eltern, etc.) dem Verstand Autorität zu geben, also auf unseren Verstand zu hören, «rational» zu sein und überlegt zu handeln.

Dies führt dazu, dass wir uns zutiefst mit ihm identifizieren und ihn für eine kreative Kraft in unserem Leben halten. Wir lernen: Wenn der Verstand etwas sagt, müssen wir gehorchen. Wir halten ihn für die höchste Entscheidungsinstanz und hören auf ihn, wenn er uns etwas sagt.

Doch der Verstand ist nicht kreativ per se. Er viel mehr rezeptiv und reaktiv. Er ist an unsere visuelle Wahrnehmung gekoppelt. Das bedeutet, die Bandbreite an Licht, die die Augen aufnehmen kann, wird vom Verstand verarbeitet. Doch das menschliche Auge funktioniert nur innerhalb eines sehr begrenzten Wahrnehmungsspektrums. Radiowellen, Ultraschallwellen, magnetische Wellen: all das ist Teil der Realität, doch mit den Augen nicht sichtbar und deshalb für unseren Verstand nicht zugänglich.

Wir können z.B. nicht sehen, was unser Immunsystem tut, oder welche Informationen gerade von unserem Darmgehirn verarbeitet und weitergeben werden.

Deswegen hat der Verstand per se keinen Zugang zu diesen Informationen. Dennoch sind das unglaublich wichtige Informationen, die unser Leben prägen, beeinflussen und sogar leiten.

Es geht darum zu erkennen, dass unsere Kapazität, zu sehen, physisch (auf das mit den Augen wahrnehmbare) begrenzt ist und wir einen grossen Teil der Realität nicht mit dem Verstand wahrnehmen können.

Deswegen kann ein Verstand kein Leben leiten, er sollte demzufolge niemals die innere Entscheidungsautorität sein. Denn er hat zu keinem Zeitpunkt das vollständige Bild und ist zudem hochgradig konditioniert von unserer Sozialisierung und unserer Umgebung.

Was können wir nun also tun?

Wie können wir die Verstandesautorität, an die wir uns unser Leben lang gewöhnt haben, aufgeben?

Im Human Design gibt es zwei Arten von Autorität, die Innere und die Äussere.

Die innere Autorität leitet dein Leben. Es ist der Ort in deinem Körper, wo du immer ein verlässliches JA oder NEIN findest. Es ist der körperliche Ort, an den du dich wendest, wenn du Entscheidungen fällen musst. Es ist der einzige verlässliche Ort der Wahrheit für dich. Der Verstand, egal ob im Human Design definiert oder nicht, kann niemals innere Autorität sein. Es ist also NICHT Sache des Verstandes, Entscheidungen zu treffen. Der Verstand ist hier, um zu erforschen, neugierig zu sein und zu kommunizieren.

Der Verstand kann jedoch als äussere Autorität von unschätzbarem Wert für andere sein. Er kann unserer Erlebnisse für die nachkommenden Generationen abspeichern, Wissen weitergeben, die Erfahrungen unseres Seins mit anderen zu teilen, zu lehren und zu bereichern. Dein Verstand kann also für andere von unschätzbarem Wert sein, doch er ist nicht da, die für dich korrekten Entscheidungen zu treffen.

Ist der Verstand nun «schlecht»? Nein, überhaupt nicht! Der Verstand ist unglaublich, denn durch ihn sehen wir so viel! Doch er ist nicht da, um ein Leben zu leiten. Dafür ist er viel zu stark konditioniert vom Aussen und weiss viel zu wenig. Wir können nie sicher sein, ob das, was uns der Verstand sagt, wirklich gut ist für uns oder nicht.

Deswegen müssen wir auf andere Entscheidungsautoritäten zurückgreifen, wenn wir wirklich gute Entscheidungen für uns in unserem Leben fällen wollen.

Wenn wir zu sehr auf den Verstand hören, verfallen wir in ineffizienten Aktionismus, handeln aufgrund von mentalen Ängsten und mentalen Drucks und verschwenden unsere Energie nur zu oft mit Dingen, die uns gar nicht weiterbringen. Am Ende des Tages sind wir müde, erschöpft und haben trotzdem das Gefühl, nicht das richtige getan zu haben.

Wir alle sind eingeladen, zu lernen, unserer Strategie und inneren Autorität zu folgen und zu vertrauen. Die innere Entscheidungsautorität (jeder Mensch hat eine) ist die körperliche Stelle, die uns die verlässlichste Information gibt und die unser Leben leiten kann. Natürlich ist dies am Anfang alles andere als leicht. Denn der Verstand will seine Autorität über unser Leben nicht aufgeben und sagt uns: Nur ich habe die Autorität, alles andere ist doch nur Humbug, warum soll z.B. die Bauchstimme mehr wissen als ich, etc. Er versucht, dich davon abzubringen, auf andere Stimmen als ihn zu hören.

Doch wenn du beginnst, konsequent auf deine innere Autorität zu hören, dann wirst du sehen, dass die Entscheidungen, die du dann triffst, eine ganz andere Qualität haben und du beginnst, für dich zu leben und nicht mehr für alle anderen.

Deswegen ist Human Design ein so unglaubliches System. Es zeigt dir sehr einfach und konkret auf, was du tun kannst, um aus deinem Inneren, für dich zu entscheiden und nicht von aussen beeinflusst zu werden und damit die Entscheidungen für andere und nicht für dich zu fällen.  

Jeder, der beginnt, mit Human Design seine Entscheidungen zu fällen wird sehen, wie schnell sich das Leben verändert und wie stark die Konditionierungen sind. Jeden Tag, von allen Menschen. Du beginnst zu sehen, wie diese Informationen fliessen, wie du sie aufnimmst und wie sie dich beeinflussen.

Und wenn du beginnst, deine Entscheidungen mit deiner inneren Entscheidungsautorität zu fällen, wirst du sehen, dass sich dein Leben sehr schnell zu verändern beginnt und du viel bewusster, achtsamer und sicherer wirst. Denn nun entscheidest du für dich und nicht mehr für die anderen.